Mama Superstar – Vorstellung des Buchprojektes der „Migrant Mamas“ im OHLE

Es war ein kalter, verregneter Abend mit erstem Schneefall, an dem ca. 30 Besucherinnen und Besucher den Weg in die Ohlendiekshöhe gefunden haben. Einige waren offensichtlich das erste Mal im OHLE. Vielleicht lag es am Wetter & am Thema was diesen besonderen Abend ausmachte.

Ein intensiver Abend mit Geschichten über Menschen mit Migration bot die Vorstellung mit Melissa Manrique aus Berlin vom Buchprojekt der „Migrant Mamas“ im OHLE Begegnungshaus Ohlendiekshöhe.

Das Buch Mama Superstar porträtiert elf mutige »Migrant Mamas« aus der Sicht ihrer deutschen Töchter. Es geht um bedingungslose Liebe, kulturelle Vielfalt und gelebte Integration. In »Mama Superstar« feiern Töchter ihre Mütter. Frauen sind von überall auf der Welt nach Deutschland gekommen. Sie wollen hier in Deutschland eine neue Heimat finden. Diese Heimat muss erst mal von ihnen erschaffen werden.

Rose Fajer, Syrien, die jetzt an der Stadtteilschule Poppenbüttel als Mathematiklehrerin arbeitet und ihre Tochter Tess, sind 2016 aus Syrien nach Hamburg gekommen. Rose Tess erzählten ihre eigene persönliche Geschichte. Dazu befragte Tess ihre Mutter im Rahmen eines Gespräches der Veranstaltung.

Melisa Manrique berichtete von der Entstehungsgeschichte des Buches. Töchter mit Migrationshintergrund die nach Deutschlang gekommen sind machten sich Gedanken, wie sie ihre Geschichte erzählen. Dabei entstand die Idee, ihre Mütter zu interviewen. Dabei ging es um Fragen zur Biografie ihrer Mütter. Im Mittelpunkt stand aber auch die Idee, die Mütter mit ihren Geschichten, die sie in Deutschland erlebt haben zu beschreiben. Die Liebe zwischen Müttern und Töchtern sollte sich in den Geschichten im Buch wieder finden. Entstanden ist ein sehr vielfältiges Buch in allen Lebensfarben, das auch die kulturelle Vielfalt der Menschen und ihre Geschichten spüren lässt.

Migration ist aktuell in Politik und Gesellschaft ein Thema, das mit Problemen, politischer Bewertung und Abwertung beschrieben wird. Den Frauen im Buchprojekt ging es dagegen darum Migration zu feiern, als Geschichten von Menschen die Vielfalt nach Deutschland bringen. Das steht scheinbar im Widerspruch zu der Art und Weise wie es politisch interessierten Kreisen seit 2015 gelungen ist, die sogenannte Willkommenskultur und die Migration in Deutschland negativ zu besetzen.

Aktuell werden oftmals die negativen Geschichten und Berichte über Migration in den Vordergrund gestellt. Manchmal wird auch gerne vergessen, dass erfolgreiche Migration auch den Einsatz von staatlichen Mitteln benötigt und ehrenamtliche Arbeit für Migration gesellschaftliche Anerkennung benötigt. Nicht immer reicht ehrenamtliches Engagement aus. Professionelle Arbeit für erfolgreiche Migration ist unverzichtbar. Doch leider erleben wir aktuell das Gegenteil.

Wenn an diesem Abend Migration gefeiert werden sollte, dann sollte damit ganz gezielt und bewusst ein anderer Blick auf die Geschichten und die Menschen gerichtet werden. Das ist Melisa Manrique in ihren Geschichten, die sie vorstellte, sehr gut gelungen.

Die Fragen von Tess an ihre Mutter Rose lösten eine Beschreibung von Kontrasten aus.

Die Anerkennung und der Stolz auf die Geschichte der Mutter war immer verwoben mit Erinnerungen an eine Heimat, an ein Land in dem Bürgerkrieg herrschte. Dazu gehörte der aufkeimende Hass von Menschen untereinander, die Nachbarn waren. Am Ende waren es Bürgerkriegsparteien und Tod und Vernichtung wurden plötzlich zu Bildern, die den Alltag bestimmten und auch die Erinnerung an das, was „Heimat“ bedeutet. Heimat als etwas, das man im Herzen mitnimmt und das immer auch von negativen Bildern bestimmt ist, die man nicht einfach so vergessen kann.

Was bestimmt meine Kultur? Was ist mir wichtig, wie kann ich meine Kultur in einem fremden Land bewahren und gleichzeitig die Kultur eines Landes annehmen, dessen Staatsbürgerschaft ich erhalten habe, das wurde auf ganz eindringliche persönliche Weise deutlich, als es an diesem Abend um Migration ging.

Plötzlich waren Themen wie Toleranz, religiöse Vielfalt, Glaube, als ganz persönlicher individueller Wert für das eigene Leben, ohne anderen etwas aufzwingen zu wollen, die Themen eines sehr intensiven Gespräches unter den Besucherinnen und Besuchern.

Es war wieder einmal ganz direkt zu erleben, wie wichtig das OHLE als ein Haus der Begegnung für Menschen, für unterschiedliche Kulturen, für Respekt und Toleranz, für Gespräche darüber ist. Die Veranstaltung wurde von der Initiative für Demokratie und Vielfalt – Poppenbüttel bleibt bunt, durchgeführt. Diese Initiative wurde vom Verein Poppenbüttel Hilft e. V., der sich seit 2015 für Integration in Poppenbüttel engagiert, gegründet. Die Lokalen Partnerschaften für Demokratie und das Bezirksamt Wandsbek hatten die Durchführung der Veranstaltung ermöglicht.

Das Ziel der Initiative ist es, im Gespräch zu bleiben. Auch über Themen, die zwischen den Menschen strittig sind. Denn wenn Streit dazu führt, dass nicht mehr zugehört wird, wenn Gespräche zu Hass und Ausgrenzung führen, dann könnte es sehr schnell dazu führen, dass Demokratie in’s Wanken gerät. Gerade vor dem Hintergrund des Beginns eines Wahlkampfes um politische Mehrheiten in Hamburg und im Bundestag hat die Veranstaltung auf sehr eindringliche persönliche Weise gezeigt, dass das Thema Migration nicht in den Sog von Parolen und Gegenparolen geraten darf.

Deutschkenntnisse im Tandem verbessern

Termine nach Vereinbarung

Angebot zur Verbesserung der Deutschkenntnisse.
Im Tandem (1 zu 1) lernen und seine Deutschkenntnisse verbessern oder sich langfristig auf eine Deutschprüfung vorbereiten. Gemeinsam mit einer Ehrenamtlichen oder einem Ehrenamtlichen kann man neue Begriffe, wichtige Grammatik oder das Sprechen üben. Die regelmäßigen Treffen finden im OHLE statt.
Die Termine werden in gegenseitiger Absprache festgelegt.
Wenn dafür eine Partnerin oder ein Partner gewünscht wird, dann bitte bei Gabi melden: gabriela@gnauk-kruse.de

Statement von Christine Buhl, Flüchtlingsbeauftragte, Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost

Auf unserer Veranstaltung am 27.9.2024 hat die Flüchtlingsbeauftrage des Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg Ost ein Statement gehalten. Wir veröffentlichen dieses als Download:

Statement Christine Buhl

Flüchtlingsunterkunft: „Welcome to Barmbek“

Am 24.9.2024 berichtete das Hamburger Abendblatt unter dem Titel „Kritik an geplanter Flüchtlingsunterkunft“ über den geplanten Bau einer Unterkunft für Geflüchtete am Wiesendamm in Barmbek. Am 1.10.2024 erschien ein Artikel im Hamburger Abendblatt, in dem über positive Reaktionen zum geplanten Bau der Unterkunft berichtet wurde:

Nach Protest gegen ein geplantes Heim für 400 Menschen am Wiesendamm plädieren Unterstützer für die Einrichtung

„Hier wird eine Gruppe der Gesellschaft, die eher am Rande steht und der es nicht so gut geht, gegen eine andere, der es noch schlechter geht, ausgespielt. Sehr unwürdig für so eine reiche Stadt wie Hamburg“, sagt Ursula Bode im Namen der Barmbek-Gruppe der „Omas gegen Rechts“. Dabei habe sie durchaus Verständnis für den Wunsch nach preiswerten Wohnungen. „Die Bürger in Barmbek formulieren das Bedürfnis und berechtigte Interesse an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für Rentner, von denen es heutzutage leider immer mehr gibt und geben wird, und die auch absehbar vermehrt barrierefreie Wohnungen benötigen“, sagt Bode. Diese Menschen fühlten sich nicht gesehen und ernst genommen von der Politik, das sei ein großes Versäumnis.

„Deshalb unser Appell an unsere Hamburger Politiker: Kümmert euch endlich um den sozialen Wohnungsbau und die anderen sozialen Probleme in dieser Stadt! Damit und nur damit könnt ihr der AfD die Grundlage für ihre rechtsextreme Hetze entziehen und verhindern, dass sie immer stärker und mächtiger wird, und nicht damit, dass ihr das Hetzen der AfD gegen Migranten und Muslime kopiert.“

Artikel Hamburger Abendblatt vom 24.9.2024

Artikel Hamburger Abendblatt vom 1.10.2024

Die OMAS GEGEN RECHTS – Barmbek haben uns freundlicherweise ihren Leserbrief zur Verfügung gestellt, den wir hier dokumentieren:

Leserbrief der OMAs GEGEN RECHTS Barmbek an das Hamburger Abendblatt

Ihr Artikel vom 24.09.2024

Kritik an geplanten Flüchtlingsunterkunft

Da haben wir nun den Salat!

Das ist ein Ergebnis der rechten Hetze gegen Migranten, die an allem schuld sein sollen, auch daran, dass es nicht genügend bezahlbaren Wohnraum für Geringverdiener und Rentner gibt. Die rechts(extremen) Narrative sind im Denken der Menschen angekommen und werden fleißig reproduziert. Einen nicht geringen Anteil könnte auch Friedrich Merz, der Vorsitzende und Kanzlerkandidat der CDU mit seinen immer wiederkehrenden populistischen und immer unerträglich werdenden ausländerfeindlichen Äußerungen haben.

Und hier wird eine Gruppe der Gesellschaft, die eher am Rande steht und der es nicht so gut geht, gegen eine andere, der es noch schlechter geht, ausgespielt. Sehr unwürdig, für so eine reiche Stadt wie Hamburg. 

Die Bürger in Barmbek formulieren das Bedürfnis und berechtige Interesse an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für Rentner, von denen es heutzutage leider immer mehr gibt und geben wird, und die auch absehbar vermehrt barrierefreie Wohnungen benötigen. Diese Menschen fühlen sich nicht gesehen und ernst genommen von der Politik und das ist ein großes Versäumnis unserer Politiker. Deshalb unser Appell an unsere Hamburger Politiker: Kümmert Euch endlich um den sozialen Wohnungsbau und die anderen sozialen Probleme in dieser Stadt! Damit und nur damit könnt Ihr der AfD die Grundlage für ihre rechtsextreme Hetze entziehen und verhindern, dass sie immer stärker und mächtiger wird und nicht damit, dass Ihr das Hetzen der AfD gegen Migranten und Muslime kopiert.

Und eine Frage habe ich noch an die lieben Rentner in Barmbek, die das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum anprangern. Wieso gab es gegen den ursprünglichen Plan ein Bezirksamt zu bauen von Ihrer Seite keinen Protest? Ist ja auch kein sozialer Wohnungsbau. Ist das Ganze also nur ein vorgeschobener Grund?

Und liebe Barmbeker Rentner, ich möchte Ihnen einen Perspektivwechsel anbieten. Wäre die Flüchtlingsunterkunft nicht auch eine Chance, auch für Sie? Gut integrierte und hier arbeitende Menschen brauchen wir dringend in unserem Land. Es gibt immer mehr alte Menschen. Keiner mehr da, der Sie pflegen könnte, im Pflegeheim, im Krankenhaus, bei den Ärzten und vieles mehr.

Eine alternde Gesellschaft ist doch auf junge Menschen angewiesen, damit diese am laufen gehalten wird.  Das ist mal eine andere freundliche und menschliche Haltung, weit weg von der rechten Hetze hin zu einem solidarischen Miteinander, denn wir Menschen und gerade wir Alten sind auf einander angewiesen.

Flüchtlingsschutz ist Teil unserer demokratischen Werte – Forderungen nach Zurückweisung ablehnen, Rechtsstaatlichkeit und Menschenreche in Europa abwehren

Amnesty International und weitere Nichtregierungsorganisationen sowie Verbände warnten die Bundesregierung vor Einschränkungen des Asylrechts. In Deutschland und Europa Schutz vor Menschenrechtsverletzungen zu suchen, gehöre nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs zur DNA der Demokratie, heißt es in einem gemeinsamen Appell. Das Fehlverhalten Einzelner dürfe niemals dazu führen, dass pauschal Menschen stigmatisiert und als nicht zur Gesellschaft zugehörig markiert würden. Der Erklärung zufolge verstoßen Zurückweisungen von Schutzsuchenden an deutschen Grenzen zudem gegen europäisches Recht und menschenrechtliche Grundprinzipien. Es gebe auch keine nationale Notlage, die ein Hinwegsetzen über diese Grundsätze rechtfertigen könnte, lautet die Auffassung der insgesamt 27 Organisationen.

Zu den Unterzeichnern des Appells gehören unter anderem die Diakonie Deutschland, der Paritätische Gesamtverband, der AWO Bundesverband, das Deutsche Kinderhilfswerk sowie die Neue Richtervereinigung.

Erklärung vom 10.09.2024 von 27 Organisationen aus dem Bereich Flüchtlingsarbeit, Wohlfahrtsorganisationen

Download

Doro Martin im Gespräch mit Poppenbüttel Hilft

Am 29. August 2024 trafen wir uns mit Doro Martin, direkt gewählte Bundestagsabgeordnete der SPD für den Wahlkreis Hamburg-Nord. Vor dem Hintergrund der traurigen Ereignisse in Solingen, ging es uns um die Stärkung der Einrichtungen und Organisationen, die sich für Integration einsetzen. Die geplante Kürzung von Mitteln für Kurse und Leistungen im Bereich der Integration wurde vom Vorstand von Poppenbüttel Hilft e. V., kritisiert. Unsere Forderung an Doro Martin ist, sich gegen eine Mittelkürzung einzusetzen. Die zunehmende Tendenz von Rechtsextremen und Rechtspopulisten das Thema Asyl und Migration für Wahlkampfzwecke zu mißbrauchen, darf nicht von demokratischen Parteien unterstützt werden. Wir brauchen einen sachlichen Dialog zum Umgang mit Geflüchteten. Das Asylrecht darf nicht dem Zeitgeist zum Opfer fallen. Der Vorstand von Poppenbüttel Hilft e. V. steht im Dialog mit allen demokratischen Parteien die sich für Asyl und Migration einsetzen.

Beschlüsse der EU zur Verschärfung des Asylrechtes

Das Europäische Parlament hat am 10.4.2024 der Asylreform zugestimmt. Die Debatten rund um das Gesetzespaket sind damit jedoch nicht vorbei. Während die europäischen Konservativen die Einigung begrüßen, protestieren Grüne und Menschenrechtsorganisationen.

Wir dokumentieren die Beschlüsse und die Kritik daran:

Deutschlandfunk: Flucht und MigrationEU-Asylregeln werden deutlich verschärft

Grünen/EFA lehnen Asyl- und Migrationspakt ab

PRO ASYL: GEAS-Reform im EU-Parlament: Historischer Tiefpunkt für den Flüchtlingsschutz in Europa

Amnesty International: EU: Asylrechtsverschärfungen sind Freibrief für Menschenrechtsverletzungen

Bundesregierung: EU einigt sich auf Reform des Gemeinsamen Asylsystems

Sozialsenatorin besucht das OHLE

Melanie Schlotzhauer auf Einladung von Poppenbüttel Hilft e. V. am 7.3.2024 im OHLE

Am Donnerstag, 7. März 2024 besuchte die Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer das OHLE. Eingeladen hatte der Vorstand von Poppenbüttel Hilft e. V. Nach einer Besichtigung des Hauses gab es ein Gespräch mit der Senatorin. Martin Lindt stellte die Arbeit des Vereins im OHLE und im Stadtteil vor. Er wünschte sich von der Senatorin mehr Unterstützung beim zivilgesellschaftlichen Engagement für aktive Integration. Die Politik sollte die Vereine wie Poppenbüttel Hilft stärker in ihre Arbeit einbeziehen. Dazu gehört auch die organisatorische und finanzielle Förderung der Arbeit wie sie im OHLE-Begegnungshaus über Kursangebote, Kulturprogramme, durchgeführt wird. Es geht darum Vorurteile abzubauen und zu verhindern dass rechtsextreme und rechtspopulistische Argumente gegen Geflüchtete und Migranten eingedämmt werden.

Der Begriff der „illegalen Migration“ wie er in der politischen Diskussion von einigen verwendet wird, dient dazu Vorurteile gegenüber geflüchteten Menschen aufzubauen. Menschen die vor Krieg, Verfolgung nach Europa fliehen, sollten Schutz und Begleitung durch die Gesellschaft erhalten.

Die Sozialsenatorin wies darauf hin, dass Hamburg über 48.000 Menschen aufgenommen hat und die Unterbringungskapazitäten damit an ihre Grenzen geraten. Der Hamburger Senat setze sich auf Bundesebene dafür ein, dass die finanziellen Mittel für eine aktive Integration nicht gekürzt werden. Darüber hinaus ergänzt der Senat die finanziellen Leistungen z. B. für Integrationskurse, Sprachkurse durch eigene Mittel. Aktive Integrationsarbeit wie sie der Verein Poppenbüttel Hilft e. V. leistet ist ein wichtiges gesellschaftliches Engagement und werde vom Senat im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt.

Die Diffamierung von Geflüchteten mit Begriffen wie „illegale Migration“ lehnte die Sozialsenatorin ausdrücklich ab.

Rose Fajer aus dem Vorstand Poppenbüttel Hilft e. V. und selbst aus Syrien nach Deutschland geflüchtet, wies darauf hin, wie wichtig die Anerkennung von Berufsabschlüssen und die zügige Arbeitsaufnahme in Deutschland ist. Rosz arbeitet inzwischen an der Stadtteilschule Poppenbüttel.

Das konstruktive Gespräch hat uns gezeigt, wie wichtig der Kontakt und die Öffentlichkeitsarbeit mit verantwortlichen Politikerinnen in der Stadt für unsere Arbeit ist. Wir werden in Kontakt mit der Sozialsenatorin bleiben um konkrete Unterstützung unserer Arbeit im OHLE weiter einzufordern.

Erklärung der Aktiven im OHLE zu den Plänen, Menschen aus Deutschland zu vertreiben

Das OHLE ist ein Haus der Begegnung für Menschen im Stadtteil Poppenbüttel.

Wir, die aktiven ehrenamtlichen und hauptamtlichen Menschen im OHLE setzen uns für die aktive Integration von geflüchteten Menschen ein. Bestrebungen, Menschen wegen ihrer Herkunft und ihres Engagements für Geflüchtete aus Deutschland zu vertreiben, sind für uns nicht mehr mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vereinbar.

Schon einmal wurden Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechtes, ihrer Religion und ihrer sexuellen Orientierung in Deutschland verfolgt und getötet. Faschismus und Rassismus hat keinen Platz im OHLE.

Im OHLE sind Menschen herzlich willkommen die für die Einhaltung der Menschenrechte, für Toleranz und gegen Rassismus eintreten, egal wo sie leben. Toleranz hat für uns dort seine Grenzen, wo Menschen oder Organisationen die demokratischen Grundsätze wie sie im Grundgesetz stehen durch ihr Handeln und ihre inhaltlichen Programme infrage stellen.

Politische Bildung um seine Rechte als aktiver Mensch in der Demokratie wahrzunehmen, ist ein Teil unserer Arbeit im OHLE. Wir setzen uns im OHLE dafür ein, dass die Menschen in die Lage versetzt werden ihre Rechte für eine demokratische Gesellschaft ohne Hass, Hetze und Falschinformation wahrzunehmen.

Die AfD und Organisationen, die den demokratischen Konsens wie er im Grundgesetz steht, infrage stellen, sind eine Gefahr für die Demokratie.

Wir sind der Überzeugung, dass Menschen nur friedlich zusammenleben können, wenn sie als Menschen wahrgenommen werden ohne Rücksicht auf Nation, Geschlecht, Religion. Nur wenn Menschenrechte eingehalten werden, kann ein Weg für Frieden gefunden werden.

Wir stehen für Vielfalt, Demokratie und Integration. Das Grundrecht auf Asyl muss erhalten bleiben und darf nicht weiter eingeschränkt oder infrage gestellt werden. (Beschlossen vom Hausbeirat am 15.02.2024)

Interview mit den Schülerinnen der Stadtteilschule Poppenbüttel

Die Fotoausstellung wird vom 11. bis 17. März 2024 im OHLE gezeigt

Die Projektgruppe „Wir sind Poppenbüttel“ (v. l.): Christian Tuchtfeldt, Virginia Umbelina Maximiliana Talmon Motta, Jannika Hünerbein, Mobina Tawakoli, Raquel Pinto Goes Baptista Lopes und Nilgül Aydogan

Interview mit den Schülerinnen der Stadtteilschule Poppenbüttel

Beim Interview im OHLE waren Mobina (mit zwei Jahren aus Afghanistan geflüchtet), Jannika, Nilgül, Gina und Raquel dabei.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, so ein Projekt zu machen?

Das war die Idee von Christian Tuchtfeldt. Er ist seit knapp einem Jahr an unserer Schule und gibt Deutschförderunterricht, unter anderem in IVK-Klassen. Er hat erfahren, dass Schüler:innen aus 66 verschiedene Nationalitäten an der Schule lernen. Christian hatte die Idee, die Schüler:innen zu interviewen und ihren Weg nach Poppenbüttel zu beschreiben.

Jannika war sofort begeistert und hat Mobina dazugeholt, sie musste allerdings erst überzeugt werden, wollte anfangs nicht. Dann haben wir bei uns in der Oberstufe gefragt, so sind noch Raquel, Gina und Nilgül dazugekommen. Das Ur-Interview hat Jannika mit Raquel geführt. Daran haben sich die weiteren Interviews orientiert.

Unsere Beweggründe mitzumachen, waren sehr individuell. Alle fanden aber die Idee cool, jede Schülerin und jeder Schüler hat seine eigene Geschichte. Alle Schüler:innen, mit denen wir sprachn, hatten das Bedürfnis, ihre Geschichte zu erzählen und wie sie in Poppenbüttel gelandet sind.

Welche Idee oder welche Botschaft steckt aus eurer Sicht hinter der Ausstellung?

Wir wollen jede Geschichte rüberbringen. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und Stimme. Auch wenn wir alle Menschen sind, alle an einer Schule, jede:r hat seine eigene Vergangenheit und Geschichte. Alle sind unterschiedlich und jede Stimme zählt.

Bei Jannika kam ein politischer Aspekt dazu. Die Verallgemeinerung der Flüchtlingskrise soll aufgehoben werden. Es sind nicht „die Flüchtlinge“, sondern individuelle Personen. Wir wollen aufzeigen, wie schwer es war, die eigene Heimat zu verlassen. Trotz aller Schwierigkeiten haben die Menschen ihre Heimat verlassen, weil es dort für sie keine Zukunft gab. Jede:r von ihnen hat das Recht, in Deutschland zu leben. Wir wollen auf den alltäglichen Rassismus hinweisen und zeigen, dass das vollkommener Schwachsinn ist. Wir sind alle Menschen und haben uns unseren Geburtsort nicht ausgesucht. Niemand sollte bestimmen sollen, wer wo wohnt.

Wir wollen den Menschen Gesichter geben!

Wie seid ihr praktisch vorgegangen, um so viele Biografien zusammen zu bekommen?

Die Schulleitung hat uns eine Liste mit den Nationalitäten, Klassen etc. gegeben. Wir sind auf die Leute zugegangen und haben sie angesprochen, ob sie mitmachen möchten. Im Lernzentrum haben die Besprechungen stattgefunden und auch die Interviews. Teilweise sind wir auch von Klasse zu Klasse gegangen und haben nachgefragt.

Ist es euch leicht gefallen, mit den Schülerinnen und Schülern zu sprechen, da ihr auf Augenhöhe miteinander reden konntet?

Leider haben wir nicht alle 66 Länder, aus den unsere Mitschülerinnen und -schüler kommen, bekommen, weil viele nicht zum Fototermin gekommen sind, manche wollten wegen des Fotos nicht mehr mitmachen. Genau 50 sind jetzt da, 62 Interviews haben wir geführt.

Bei manchen Nationen war es die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Am Anfang mussten wir viel Überzeugungsarbeit leisten, mit der Zeit wurde es aber einfacher. Das Projekt hat sich in der Schule herumgesprochen. 

Die Interviews haben wir außerhalb der Schulzeit, in den Pausen, nach der Schule, teilweise am Wochenende und am Telefon, geführt und aufgeschrieben. Wir wurden nicht vom Unterricht befreit.

Das Projekt hat ungefähr 9 Monate gedauert.

Die meiste Arbeit haben wir damit verbracht, die Interviews auszuformulieren.

Meist haben wir zu zweit interviewt, eine hat Fragen gestellt, die andere hat mitgeschrieben und ergänzt.

Wenn sich das Gespräch im Redefluss anders entwickelt hat, haben wir die Schülerinnen und Schüler einfach frei reden lassen. Deshalb unterscheiden sich die Interviews inhaltlich sehr, trotzdem ist ein roter Faden zu sehen.

Am Ende wurde es nochmal vorgelesen, um zu schauen, ob alles richtig verstanden wurde. Alles, was erzählt wurde, wurde in die Interviews gepackt.

Sind euch bei den Interviews neue Erkenntnisse über eure Mitschüler:innen gekommen?

Wir kannten die anderen gar nicht. Auch wir 5 kannten uns vorher nicht so gut und sind jetzt aber Freundinnen geworden. Aber auch die Schüler:innen aus der eigenen Klasse besser kennenzulernen ist cool.

Jannika geht erst seit 2,5 Jahren auf die Schule, Gina schon seit der 5. Klasse. Man sieht die Kulturen und die Menschen jeden Tag, aber weiß nichts von ihnen, welche Sprache sie sprechen, welcher Religion sie angehören.

Jetzt weiß man, wer so an unserer Schule ist. Jetzt gibt es Gesichter zu den einzelnen Leuten, und man weiß, wer wo herkommt.

Selbst von guten Freundinnen kannte Jannika vorher nicht die Geschichte.

Normalerweise ist die Herkunft nicht das erste Gesprächsthema, wenn man miteinander in Berührung kommt. Es ist aber ein Thema, das total interessiert.

Wir wussten bei den Interviews nicht, wie die andere Person, unser Gegenüber, so reagiert.

Unsere Motivation war nicht, einen Bestseller zu schreiben, sondern wir haben aus reinem Interesse gefragt. Die Leute wurden nicht „benutzt“, sondern wir haben ihnen einfach zugehört.

Die Liste, die wir von der Schulleitung bekamen, war nicht immer aktuell, deshalb sind wir einfach in die einzelnen Klassen gegangen und haben Interviewpartner gesucht. Ein Problem war: Manche haben einen deutschen Pass, haben aber Wurzeln in einem fremden Land. Auf der Liste standen aber nur die Staatsangehörigkeit und der Geburtsort.

Uns interessierte die Nationalität, mit der sie sich identifizieren. Viele haben gesagt, dass sie ihre Zukunft in Deutschland sehen. Viele würden aber auch gerne in ihrer Heimat leben, wenn dort kein Krieg etc. wäre.

Manche wollen, auch wenn sie ihre Zukunft in Europa sehen, in ihre Heimat zurückgehen, um diese kennenzulernen, zumindest für eine Zeit lang.

Hättet ihr eine Botschaft, die ihr uns mitgeben möchtet, wenn die Ausstellung hier im OHLE zu sehen sein wird?

Ja, unsere Botschaft ist: Ihr müsst euch nicht allein fühlen. Wir wollen euch das Gefühl geben, dass ihr nicht „die einzigen anderen“ seid. Es gibt eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern und von Jugendlichen, die genauso Probleme haben mit der Sprache und für die es nicht einfach ist, sich einzufühlen.

Alle haben ihre individuellen Probleme, trotzdem kämpfen alle mit der neuen Sprache. Wir wollen die Botschaft vermitteln: Ihr seid nicht allein! Man kann glücklich sein im neuen Land und das zu schätzen wissen.

Unsere Botschaft an die Menschen im Stadtteil, die hier geboren sind und leben: Rassismus ist vollkommen unberechtigt. Nur, weil man in Deutschland geboren ist, ist man nichts Besseres. Man kann dadurch nicht bestimmen, ob ein Mensch hier leben darf oder nicht. Rassismus und Diskriminierung sind völlig unberechtigt!

Wir jungen Menschen, die aus der ganzen Welt in unser Land gekommen sind, sind die Zukunft Deutschlands! Wir sind jetzt schon alle bunt, das wird also auch in Zukunft sein, und wir werden die nächste Generation sein. Es bringt nichts, sich dagegen zu wehren, sondern man muss sich damit abfinden, weil es früher oder später soweit ist, dass jede:r mit Menschen anderer Nationalitäten arbeiten und leben wird.

Wir zeigen, dass wir miteinander klarkommen, auch wenn wir unterschiedliche Nationalitäten haben. Gemeinsam zu lernen, es ist möglich, täglich miteinander zu leben.

Natürlich gibt es trotzdem Fälle von Rassismus. Der Charakter eines Menschen hängt nicht von der Nationalität ab, sondern hat viele Faktoren.

Wir wünschen uns, dass unsere Bilder und Geschichten  als Wanderausstellung gezeigt werden. Im Januar läuft sie schon in der Haspa im AEZ. Wir haben bei den Rotariern und im Lions Club, der uns im April eingeladen hat, angefragt. Vielleicht können die Bilder auch im digitalen Ausstellungsbereich im neuen Einkaufszentrum in der HafenCity gezeigt werden.

Vielen Dank an die Schülerinnen der Stadtteilschule Poppenbüttel. Herzlichen Dank an Christian Tuchtfeldt für die Unterstützung. Lieben Dank an Gabriela Gnauk-Kruse, Poppenbüttel Hilft e. V., die das Interview für uns geführt hat und an Elena Wischhöfer, Leitung im OHLE, die kurzfristig eingesprungen ist und das Gespräch dokumentiert hat.

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